Für das Stadtmuseum haben wir zwei Blindentastmodelle mittels 3D-Druck erstellt, die zwei bedeutende Kunstwerke aus Halle repräsentieren. Die Modelle sind Teil der Ausstellung “Streit, Zoff & Beef – Sonderausstellung im Themenjahr Streitkultur”, die sich mit den verschiedenen Formen und Folgen von Konflikten in der Stadtgeschichte beschäftigt.
Das erste Modell ist eine Nachbildung des Fahnenmonuments, dass auch einfach nur “Fahne” im Volksmund genannt wird. Dieses Monument erinnert an die Oktoberrevolution in Russland und wurde zu deren 50. Jahrestag 1967 errichtet. Es ist 20m hoch und besteht aus Stahlbeton. Ursprünglich war es in roter Farbe gestaltet und trägt seit seiner Neugestaltung 2004 die heutige Farbgebung.
Um das digitale Abbild zu erstellen, haben wir die Fahne mittels Fotogrammetrie und einer hochauflösenden Drohne abgeflogen. Dabei wurden mehrere Fotos aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen und diese zu einem dreidimensionalen Modell verrechnet. Das Modell wurde dann im Maßstab 1:80 verkleinert und mit einem 3D-Drucker gedruckt. Das Ergebnis ist eine detailgetreue und tastbare Kopie der Fahne, die den blinden Besuchern des Museums einen Eindruck von dem Monument vermittelt.
Das zweite Modell stammt von einer zerstörten Bronzeplastik, die den Titel “Mitteldeutsche Arbeiter im Kampf gegen General Maercker” trägt. Die Plastik wurde von dem Künstler Gerhard Geyer entworfen und zeigt junge bewaffnete Arbeiter in der Schlacht am Galgenberg im Kapp-Putsch 1920. Damit wollte Geyer auf die vielen Jugendlichen hinweisen, die in diesem Kampf in Halle gefallen sind. Die Plastik wurde erst 1970/71 in Bronze gegossen und 1973 vor dem Gebäude für die Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit am Gimritzer Damm aufgestellt.
Um das 3D-Modell zu erstellen, haben wir die Plastik ebenfalls mittels Fotogrammetrie und hochauflösender Kamera digitalisiert. Dabei haben wir die einzelnen Teile der Plastik, die bei einem Anschlag im Jahr 2011 zerstört wurden, fotografiert und zu einem dreidimensionalen Modell verrechnet. Das Modell wurde dann im Maßstab 1:6 verkleinert und mit einem 3D-Drucker gedruckt. Das Ergebnis ist ebenfalls eine originalgetreue und tastbare Kopie der Plastik, die den blinden Besuchern des Museums einen Eindruck von dem Kunstwerk vermittelt.
Wir freuen uns, dass wir mit den Blindentastmodellen einen Beitrag zur kulturellen Bildung und Teilhabe leisten können. Wir hoffen, dass unsere Modelle den Besuchern des Stadtmuseums ein neues Erlebnis bieten und ihnen die Geschichte von Halle näherbringen.